| |
|
|
Für uns sind Shagya-Araber die "Non-plus-Ultra-Pferde":
-
vielseitig in allen Pferdesportarten einsetzbar und zwar auch
gleichzeitig,
darum sind es die perfekten Familienpferde: Mutter reitet morgens
Dressur, Sohnemann springt nachmittags, Töchterchen trailt und showt und
abends kutschiert Vatern seine Lieben durch die Lande - dann ist ein
Shagya gerade eben ausgelastet!
|
|
|
|
-
robust, genügsam, gesund und fruchtbar:
alle arabischen Eigenschaften
sind hier gepaart mit europäischer Sportpferdeeignung und Rittigkeit
|
|
-
jähes, aber leicht regulierbares Temperament:
ein Wüstenpferd kann
(anders als z.B. ein Bergpferd) immer bis zum letzten Moment Ruhe bewahren,
um dann im schnellen Galopp zu flüchten.
|
|
-
ausdauernd und leistungsbereit:
die Ausdauer arabischer Pferde ist
sprichwörtlich und macht sich insbesondere bei Distanzritten und
Vielseitigkeits- prüfungen positiv bemerkbar. Aber auch im täglichen Umgang
ist es einfach und kostengünstig: alle Familienmitglieder können das Pferd
nacheinander nutzten, gern auch in verschiedenen Sportarten. Desto mehr sie
zu tun haben, desto zufriedener sind sie! Sie sind sehr intelligent - und
brauchen daher auch viele Anregungen für den Kopf. Vielseitige
Aufgaben, neue Aufgaben lieben sie - sie denken gern mit!
|
|
-
besonders menschenfreundlich
Die Beduinen haben ihre wertvollen Stuten zum Schutz vor Feinden im
eigenen Zelt untergebracht. Von ihnen hing der Erfolg kriegerischer
Auseinandersetzungen ab - dazu nutzten sie die Stuten (Hengste taugten
dazu nicht: sie verrieten sich zu leicht durch lautes, schreiendes
Wiehern) und sie genossen daher besondere Zuneigung und Wertschätzung -
über viele Jahrhunderte. Das ist heute noch genetisch in allen
Nachkommen fest verankert. Ich vergleiche die Beziehung zu einem
arabischen Pferd oft mit der zu einem Hund - sie ist intensiver und
individueller als zu anderen Pferden! |
|
Shagya Araber werden weltweit gezüchtet. Koordiniert wird die Zucht bei der
Internationalen Shagya-Araber Gesellschaft
Geschichte der Shagya-Araber: (Quelle:
www.pferdezeitung.de)
Die Wiege der Shagya-Araber steht im alten Österreich-Ungarn. In den
kuk-Staatsgestüten - in Langschrift: kaiserlich und königlich -, allen voran Bábolna und Radautz entstand eine neue Pferderasse.
Mit der Entstehung des Gestütes Bábolna nahm auch die Geschichte der Shagya-Araber ihren Lauf. Wir befinden uns zu Anfang des 19.
Jahrhunderts mitten in der österreichisch-ungarischen Donaumonarchie. Pferde waren sowohl für die Kriegsführung als auch für die
Repräsentation bei Hofe unabdingbar. Die früheren Kaltbluttypen, die ihre gepanzerten Reiter trugen oder schweres Kriegsgerät
zogen, hatten ausgedient. Und so verlangte auch das österreichische Königshaus nach wendigen, ausdauernden und dazu auch noch
schönen Pferden.
Zum Zwecke der Zucht dieser Pferde wurde auf Erlass des österreichischen Kaisers Joseph II im Jahr 1789 das Staatsgestüt Bábolna
in Ungarn in der Nähe von Budapest gegründet. Diese Region bot sich als Standort für ein Gestüt geradezu an, denn es standen
riesige Weideflächen zur Verfügung, und die einheimische Bevölkerung hatte ihr Händchen für die Pferdezucht bereits bewiesen. Das
"ungarische Arabien", wie Graf Carl Gustav Wrangel Bábolna in Anerkennung seiner Bedeutung für die Shagya-Araberzucht nannte,
wurde per Erlass des Kaisers dazu verpflichtet, sich der Zucht "... einer schöneren, besseren und stärkeren Gattung Pferde ..."
anzunehmen. Grundstock des Gestütes waren sowohl Araberstuten als auch Lipizzaner, Andalusier, Moldavier, Siebenbürger und Stuten
weiterer Landpferderassen. Diese bunte Mischung verschiedener Pferderassen in der Anfangszeit des Gestütes kam sicherlich auch
dadurch zustande, dass das Gestüt zunächst als Durchgangs- und Quarantänestation für im Ausland angekaufte Pferde diente, die
anschließend in das Muttergestüt Mezöhegyes gebracht wurden. Einen leicht orientalischen Einschlag allerdings hatten die Pferde in
Bábolna bereits von Anfang an, denn Ungarn stand lange Zeit unter türkischer Herrschaft.
Um 1816, das als Geburtsjahr der heutigen Shagya-Araber gilt, erfolgte dann auch ein Erlass der Gestüts-Oberdirektion aus Wien,
die Bábolnaer Pferdezucht noch weiter in Richtung Araber zu verlegen und künftig Bábolnaer Stuten nur noch mit orientalischen,
sprich Araber-Hengsten anzupaaren. Die Hinwendung zu den arabischen Pferden war nicht abwegig, denn sie waren bei den Königs-und
Fürstenhäusern der damaligen Zeit sehr beliebt. Sie galten als die sagenhaften Pferde aus dem Morgenland, und gefährliche
Expeditionen wurden unternommen, um diese edlen Tiere im Orient zu erstehen. Die beiden ersten für Bábolna zugekauften
orientalischen Pferde waren der Hengst Gidran und die Stute Tifle. Diese beiden Pferde wurden durch einen adeligen Agenten, Baron
Fechtig, geliefert. Gidran wurde im Mutter-Gestüt Mezöhegyes aufgestallt. Tifle bezog direkt eine Box in Bábolna und brachte ein
Hengstfohlen von Gidran mit Namen Gidran I zur Welt. Gidran I wurde Hauptbeschäler in Bábolna und blieb dort mehr als 10 Jahre im
Deckeinsatz. Es kamen noch weitere orientalische Hengste und auch Stuten hinzu.
In den Jahren 1835-39 wurden neben spanischblütigen Hengsten auch mehrere englische Vollbluthengste als Beschäler in Bábolna
eingesetzt. 1836 fand wieder eine Hinwendung zu den Arabern statt. Es wurde ein neuer Gestütskommandant für Bábolna eingestellt,
der auch gleich eine persönliche Reise in den Orient, genauer gesagt, nach Syrien antreten durfte, zwecks Pferdeeinkauf vor Ort.
So reiste Gestütskommandat Major Freiherr Eduard von Herbert gen Syrien und erstand von den in der Umgebung von Damaskus und
Aleppo lebenden Beduinenstämmen fünf wertvolle Zuchtstuten und neun Hengste. Unter ihnen befand sich auch der Namensgeber der
Shagya-Araber, der damals 6-jährige und heutzutage fast legendäre Hengst Shagya. Freiherr von Herbert fand Shagya bei dem
Beduinenstamm der Bani Saher. Der Hengst wird beschrieben als ein "geapfelter Honigschimmel" und entsprach mit seiner für einen
Araber stattlichen Größe und seinem stabilen, dabei aber edlen und formschönen Gebäude dem großrahmigen Arabertyp, der in Bábolna
gezüchtet werden sollte. Shagyas Nachkommen bestachen durch Ausdauer, Eleganz und Stärke und begründeten so zu recht seinen Ruf
als Linienbegründer. Bis Shagya aber den in Bábolna gezüchteten Arabern seinen Namen geben konnte, sollten noch fast 150 Jahre
vergehen. Ja richtig, die Shagya-Araber gibt es unter diesem Namen erst seit 1978. Dem Jahr nämlich, in dem sie offiziell als
arabische Reinzuchtrasse durch die WAHO (= World Arabian Horse Organization) anerkannt wurden. Den griffigen, orientalisch
anmutenden Namen eines der Linienbegründer zu nehmen, war einfach eine Marketingstrategie. Bislang liefen die Shagyas nämlich
unter dem Begriff - ja welchem eigentlich? - Bábolnaer Araberrasse oder Araber der Bábolnaer Zucht. Das waren natürlich keine
Namen, die man sich gut merken konnte und deshalb für eine "Corporate Identity" völlig ungeeignet. Schließlich entsann man sich
des Honig-Apfelschimmels und fortan wurden die Shagya-Araber nach einem ihrer Linienbegründer und gleichzeitig der ältesten, noch
heute existierenden Shagya- Hengstlinie benannt. Ein weiterer Grund für die Namenswahl Shagya war, dass sich bei Durchsicht von
englischer Literatur zum Thema Araber herausstellte, dass dort Shagya bereits als gängiger Begriff benutzt wurde. So war mit der
Namenswahl auch eine Verständlichkeit im englischsprachigen Raum gegeben. "Corporate Identiy" - weltweit sozusagen.
Aber zurück ins vergangene Jahrhundert. Der Hengst Shagya zog 1836 nach einer langen und gefährlichen Reise aus Syrien zusammen
mit 14 anderen Wüstenarabern in Bábolna ein. Da die Expedition sehr erfolgreich war und die Nachzuchten der im Orient erstanden
Araber zu großen Hoffnungen berechtigte und diese Pferde in Militärkreisen als sehr ausdauernd und hart galten, folgten noch
weitere Expedition sowohl nach Ägypten als auch nach Syrien. So fanden innerhalb von kurzer Zeit vier Linienbegründer der
Shagya-Araber ihre Heimat in Bábolna: Gidran, El Bedavi, Shagya und Dahoman. Übrigens wurden alle als Linienbegründer der
Shagya-Rasse angesehenen Stammväter bei den Beduinen in der Wüste geboren.
Ein Beduinenjunge wird Gestütskommandant
Aber nicht nur wertvolle arabische Pferde wurden von den Orientexpeditionen mitgebracht; im Jahr 1857 landete auch ein 14-jähriger
Beduinenjunge in Ungarn. Er hatte sich der Expedition in Beirut angeschlossen, weil er die von seinem Vater verkauften Pferde
nicht verlassen wollte. Als der Kaiser bei der Musterung der neu eingetroffenen Pferde den Jungen sah, gefielen ihm dessen Mut und
Pferdeliebe. Er schickte ihn auf die Kadettenschule. Seine Chance nutzend, schlug der Junge dort die Offizierslaufbahn ein und
wurde aufgrund seiner Pferdekenntnisse Anfang der siebziger Jahre dem Gestütsdepartement zugeteilt. Mihály Fadallah el Hedad, wie
er sich selbst nannte, war durch seine arabischen Sprachkenntnisse und sein Wissen um die Verhältnisse im Vorderen Orient sehr
wertvoll für Pferdeeinkäufe in den arabischen Ländern. Er leitete daher zahlreiche Expeditionen und erstand so wertvolle
Linienbegründer wie den Rapphengst O'Bajan und den Hengst Koheilan. Verdientermaßen wurde Mihály Fadallah el Hedad 1899 zum
Gestütskommandanten von Bábolna ernannt. Dieses Amt übte er lange Jahre aus, und selbst nach seiner Pensionierung wohnte er noch
im Schloß des Gestüts, um seinen geliebten Araber- Pferden nahe zu sein. Er starb 1924 und wurde in Bábolna begraben. Seine Büste
steht heute noch im Gestütshof direkt neben dem Grabstein seines Lieblingshengstes O'Bajan. Der unter der Leitung von Mihály
Fadallah el Hedad eingekaufte und ebenfalls linienbegründende Hengst Koheilan brachten den Bábolnaer Arabern überregionale
Bedeutung. Ein direkter Nachkomme dieses Hengstes sorgte dafür, daß die in Bábolna gezüchtete Araberrasse auch über die
Landesgrenzen hinaus Anerkennung fand und das Gestüt zum bedeutendsten Arabergestüt Europas wurde. Der Koheilan-Sohn Koheilan I
wurde nämlich auf der Weltausstellung in Paris im Jahr 1900 als bester Halbbluthengst prämiert. Parallel zu dem für die
Shagya-Zucht so wichtigen Gestüt Bábolna entstand im Jahr 1774 als weiteres k.k.-Staatsgestüt das Gestüt Radautz in den
Ostkarpaten im heutigen Rumänien. Radautz züchtete, bedingt durch einen regen Austausch von Zuchtmaterial mit dem Gestüt Bábolna,
auch Shagya-Araber der verschiedensten Hengstlinien. Durch die geographische Lage waren die Aufzuchtbedingungen in Radautz rauher
und härter als in Bábolna. Dennoch wurde bei einer Gestütsinspektion festgestellt, daß von mehr als 1600 in Radautz lebenden
Pferden lediglich 13 krank waren. Die dort gehaltenen Pferde strotzten vor Kraft und Lebensfreude. Dies fand seinen Niederschlag
auch in den dort gezogenen Shagya-Arabern. "Hart wie ein Radautzer" war ein geflügeltes Wort in Züchterkreisen, und die aus
Radautz stammenden Shagyas waren gegenüber den Bábolnaer Shagya-Arabern kräftiger, größer und mehr sportbetonter.
Kriegswirren
Bereits bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges, im Jahr 1914, mußten die Pferde des Gestütes Radautz evakuiert werden. Der
Pferdebestand zerstreute sich. Ein Teil der Pferde landete im slowakischen Gestüt Topolcianky und begründete die dortige noch
heute bedeutende Shagya-Zucht. Ein anderer Teil wurde von einer Privatperson, dem Grafen Esterhazy aufgekauft, um dann 1936 an das
Gestüt Bábolna abgegeben zu werden. Durch diesen Rückkauf konnte eine ebenfalls durch Kriegswirren entstandene Lücke im
Pferdebestand des Bábolnaer Gestütes wieder geschlossen werden. Auch Bábolna wurde evakuiert, jedoch nicht vollständig, denn die
hochträchtigen Stuten und jene, die gerade gefohlt hatten, mussten zurückgelassen werden. Im Jahr 1919 wurde Bábolna dann von
rumänischen Truppen besetzt und die zurückgelassenen Pferde wurden damit erbeutet. Mit diesen original Bábolnaer Pferden gründeten
die Rumänen im Jahr 1929 das Gestüt Mangalia am Schwarzen Meer und legten so den Grundstein für eine erfolgreiche und später auch
von Ungarn unterstützte Nachzucht der Bábolnaer Araber, der späteren Shagya-Araber. In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen
übernahm Tibor von Pettkó-Szandtner die Gestütsleitung in Bábolna. Als begeisterter Fahrer sorgte er dafür, dass die Bábolnaer
Pferde, insbesondere in Fahrprüfungen auf Turnieren im In- und Ausland erfolgreich vorgestellt wurden. Auch in Deutschland sorgte
der von ihm vorgestellte Fünferzug mit Shagyas für begeisterte Zuschauer auf den Rängen des Aachener Turniers. Unter seiner
züchterischen Leitung wurde die Rasse konsolidiert und verlorene Hengstlinien wieder in Ungarn eingeführt. Sehr schnell allerdings
war die blühende Zucht wieder bedroht durch den Zweiten Weltkrieg. Tibor von Pettkó- Szandtner konnte die Bábolnaer Pferde vor der
sowjetischen Besetzung rechtzeitig in Sicherheit bringen. Nochmals wurde das Gestüt evakuiert - dieses Mal allerdings vollständig.
Diese Evakuierung sorgte aber dafür, daß die Shagyas erstmalig nach Deutschland kamen und zwar genauer gesagt nach Bergstetten in
Bayern. Unter der Besatzungsmacht der Amerikaner wurden diese Pferde aber durch Zwangsversteigerungen und Export in die Staaten in
alle Winde verstreut. Der Beschützer und Bewacher der Bábolnaer Pferde Tibor von Pettkó-Szandtner musste sich von seinen Shagyas
trennen. In Ungarn als Vaterlandsverräter angeklagt, weil er ja durch die Evakuierung der Pferde Staatseigentum unterschlagen
hatte, wurde er auch aus Bayern ausgewiesen. Er landete schließlich im Jahr 1949 als Gestütsleiter in einem Vollblut-Araber-Gestüt
in der Nähe von Kairo, das später den Namen El Zaraah erhielt. Dieses Gestüt sollte fast 20 Jahre später auch Bábolna wieder mit
Pferden versorgen.
Wiederaufbau
Aber selbst aus dem Exil heraus setzte Tibor von Pettkó- Szandtner sich für das Wohl der Shagya-Araber ein. Denn ab 1947 konnten
einige Pferde wieder in das verwaiste Bábolna zurückkehren. Teilweise wurden sie angekauft, teilweise auch an Ungarn
zurückgegeben. 200 Shagya-Araber standen schließlich wieder in Bábolna. Ein absolut zu bewahrender Schatz, wie Tibor von Pettkó-
Szandtner in einem Brief an den ungarischen Landwirtschaftsminister deutlich machte. Denn einige dieser zurückgekehrten Stuten
waren tragend von Hengsten, die von Deutschland aus in die USA verbracht wurden - ungeborenes Leben mit einer nicht zu
wiederholenden Abstammung aus Hengstlinien, die vom Aussterben bedroht waren. Aber zunächst sollten die Zeiten für die Shagyas in
Ungarn hart bleiben. Denn die Politiker, die nunmehr über die Belange des Gestütes zu entscheiden hatten, unterwarfen Bábolna
konsequent dem Gedanken der Wirtschaftlichkeit und züchteten ausschließlich marktgerecht, sprich schwere Pferde für den Einsatz in
der Landwirtschaft. Nachdem auch dort die Mechanisierung eingesetzt hatte, ging die Pferdezucht ganz zurück und erst in den Jahren
ab 1966 wurden wertvolle Shagya-Araber-Zuchtpferde exportiert, insbesondere nach Deutschland und Dänemark. 1968/69 konnte sich das
Gestüt wieder den Luxus der Araberzucht leisten. Mitte der Siebziger Jahre wurde eine Vollblut-Araberherde in Bábolna neu
aufgebaut und zwar wurden zu diesem Zwecke Pferde aus dem ägyptischen Staatsgestüt El Zahraa eingekauft. Und die in diesem
Zusammenhang gekauften Hengste wurden auch für die Zucht des Shagya-Arabers in Bábolna verwendet. Mit Hilfe der im Jahr 1983
gegründeten Internationalen Shagya-Araber-Gesellschaft (ISG) , einem Zusammenschluß von Shagya-Züchtern aus Deutschland, Dänemark,
Österreich und der Schweiz, der sich heute auf 16 Länder sowohl in Europa als auch in Übersee ausgedehnt hat, geht es wieder
aufwärts mit der Shagya-Zucht in Bábolna. Durch Überlassung von wertvollem Zuchtmaterial aus westeuropäischen Ländern konnte die
Shagya-Zucht in Bábolna wieder eine bedeutende Stellung erlangen.
Shagyas heute
Heute befindet sich der größte Anteil des weltweit nur auf 1.700 Zuchtpferde geschätzten und damit sehr kleinen Bestandes der
Shagya-Araber in Deutschland. Mit 750 Shagya-Araber-Zuchtpferden ist Deutschland das bedeutendste Zuchtgebiet dieser edlen Pferde.
Vor allem aus Bábolna und Topolcianky, aber auch aus den Gestüten Borike und Karadjordjevo in Jugoslawien kam der Shagya-Araber
nach dem Zweiten Weltkrieg nach Deutschland. Die Zucht konzentrierte sich damals vor allem im Gestüt Ankum und im Gestüt Nettetal
der Baronin Wrangel, das in der Nähe von Osnabrück liegt. Mittlerweile sorgen Privatzüchter in ganz Deutschland dafür, dass die
Shagya-Rasse erhalten bleibt. Denn bei der Zahl von 1.700 Exemplaren sollten diese Pferde eigentlich auf der Roten Liste der vom
Aussterben bedrohten Haustierrassen stehen.
Aussehen und Charakter
Dass er größer ist als ein normaler Araber, wissen wir schon. Ein Grund dafür ist der planmäßige Zuchteinsatz von Araberhengsten,
die grundsätzlich ein Stockmaß von um die 160 cm haben mussten. Ein weiterer Grund liegt in den besseren Aufzuchtbedingungen, die
diese Araberrasse in Europa gegenüber den Wüstenarabern hatte. Auch haben sicherlich die frühen Einkreuzungen von Lipizzanern und
Englischem Vollblut dazu beigetragen, dass die heutigen Shagya-Araber eine Größe von mindestens 150 cm bis etwa 160 cm Stockmaß
haben.
Der Shagya-Araber stellt innerhalb der arabischen Rassen einen eigenen, klaren Typ dar. Seine Abstammung ist sorgfältig
dokumentiert, früher liebevoll handschriftlich, oft über mehr als 20 Generationen. In den Papieren wurden aber nicht nur
Abstammung, Farbe und Größe, sondern zusätzlich auch noch Charaktereigenschaften und Angaben zu Gangwerk und Reiteigenschaften des
Pferdes vermerkt. Man merkt, es steckt sehr viel Liebe dahinter. Dennoch wurden bei Gründung der WAHO in 1972 die Shagyas als
eigenständige Araberrasse zunächst nicht anerkannt. Dies geschah erst 1978 - in dem Jahr, als auch Shagya seinen Namen gab. Die
Shagyas sind kräftige arabische Pferde mit einem stabilen Fundament und mehr Knochenstärke als der Vollblutaraber. Das zeigt sich
unter anderem auch daran, dass sie einen Röhrbeinumfang nicht unter 18 cm haben sollten. Ihr Kopf ist in der Regel deutlich
orientalisch geprägt, weist aber ein mehr gerades Nasenprofil auf. Die Ohren sind hoch angesetzt, kurz, spitz und beweglich, um
sehr viel von den Umwelteinflüssen herum wahrzunehmen. Die Augen sind groß, lebhaft und ausdrucksvoll. Der Widerrist ist nicht
sehr ausgeprägt und reicht weit bis in den Rücken hinein. Die Schulter ist mäßig schräg gelagert. Die Kruppe ist ebenfalls nicht
sehr lang, aber im Gegensatz zu den Vollblutarabern abgerundet. So kann der Shagya-Araber besser unter seinen Schwerpunkt treten
und hat dadurch bedingt bessere Reiteigenschaften. Die meisten Shagya-Araber sind Schimmel und zwar 80 bis 90%. Ein
Shagya-Araber-Züchter bezeichnete die Schimmel als absolut rassetypisch. Als weitere Farben treten aber auch Braune und Füchse
auf. Rappen sind sehr selten. Kein Wunder also, dass der Lieblingshengst des Bábolnaer Gestütsdirektors Mihály Fadallah el Hedad
der Rapphengst O'Bajan war. Schließlich war er schon allein durch seine Farbe eine Besonderheit. Wildfarben, wie sie die
Fjordpferde aufweisen sowie Schecken finden sich bei den Shagya-Arabern gar nicht. Was das Interieur, also den Charakter der
Shagyas angeht, so kann man ihn unter zwei Begriffe stellen: menschenbezogenes Blutpferd. Die Bedeutung des ersteren dürfte klar
sein und erklärt sich schon aus seiner orientalischen Herkunft. Bei den Arabern waren die Pferde Familienmitglieder. Sie wohnten
und lebten mit ihnen auf engstem Raum. Diese Menschenbezogenheit hat der Shagya-Araber behalten. Was den Begriff Blutpferd angeht,
so ist darunter ein sensibles, schnell auf Umwelteinflüsse reagierendes Pferd gemeint. Dadurch bedingt ist der Shagya-Araber kein
Pferd für den Reitanfänger. Eine gewisse Reiterfahrung, Sattelfestigkeit und Sicherheit ist vonnöten, wenn ein Reiter an diesen
sensiblen Pferden Freude haben will.
Verwendung
Das oberste Zuchtziel und der eigentliche Entstehungsgrund der Shagya-Araber war ein rittiges Pferd arabischer Abstammung. Deshalb
stand bei den Shagyas schon immer der Leistungsanspruch im Vordergrund. So werden nicht nur die Hengste, sondern auch die Stuten
seit mehr als 100 Jahren einer Leistungsprüfung unterzogen. Die Leistungsprüfung für die Stuten dauerte beispielsweise im 19.
Jahrhundert ein ganzes Jahr lang. Unter dem Bábolnaer Gestütsleiter Tibor von Pettkó-Szandtner wurden die Shagya- Stuten nicht nur
geritten, sondern auch gefahren und mußten auf Jagden mit der Meute gehen.Bei den Shagya-Araber-Hengsten gibt es - im Gegensatz zu
den Vollblut-Araber-Hengsten - Körzwang und Leistungsprüfungspflicht. Seit kurzem können die Shagya- Hengste ihre
Leistungsfähigkeit auf drei verschiedene Arten unter Beweis stellen.Zum einen gibt es den sogenannten 100-Tage-Test, der identisch
ist mit der Leistungsprüfung der Warmblüter und bei dem die Hengste auf Station gehen, beispielsweise nach Marbach oder Warendorf.
Dann kann seit 1998 auch die ZSAA-Turniersport-Hengstleistungsprüfung (ZSAA ist die Abkürzung für den Zuchtverband für
Shagya-Araber, Anglo-Araber und Araber e.V.) abgelegt werden. Diese hat den Vorteil, daß die Hengste vom Besitzer selbst
vorgestellt werden können. Inhaltlich ist sie wie der 100-Tage-Test aufgebaut. Nur wird die komplette Prüfung in 1-2 Tagen
durchgezogen - eine hohe Anforderung an die Leistungsfähigkeit der Hengste. Sie werden übrigens in dieser Zeit tierärztlich
überwacht. Die Ergebnisse der Tierarztkontrollen fließen in das Prüfungsresultat mit ein. Eine dritte Möglichkeit, wie
Shagya-Hengste in den begehrten Status eines gekörten Deckhengstes gelangen können, ist die Prüfung im Distanzsport. Bislang gibt
es nur wenige Shagya- Hengste, die diese Art der Hengstleistungsprüfung abgelegt haben. Der Shagya-Araber ist aufgrund dieser
geprüften Leistungsfähigkeit ein vielseitig einsetzbares Pferd für viele Sparten des Pferdesports. Man findet Shagya-Nachkommen
sowohl im Spring-, Dressur-, Military- und Jagdreiten als auch sehr erfolgreich im Fahrsport. Ganz besonders rasant zeigten sich
vier Shagya-Araber-Kutschpferde in dem 1924 gedrehten Film "Ben Hur" als rasende Schimmel- Quadriga vor einem Kampfwagen. Als
typischer Araber mit Ausdauer und Härte versehen, ist der Shagya natürlich auch im Distanzsport auf den vorderen Plätzen zu
finden. Er steht seinem Stammvater, dem Vollblutaraber, in dieser Disziplin in nichts nach.
Aber auch als Veredler in der Warmblutzucht wurde und wird der Shagya-Araber bereits seit Anfang des Jahrhunderts auch in
Deutschland eingesetzt. Er vererbt vor allem seine hervorragende Springveranlagung. Sportpferde der internationalen Spitzenklasse
führen Shagya-Blut in ihren Adern. Fritz Tiedemann, Alwin Schockemöhle, Hans-Günther Winkler sind genau so erlauchte Namen wie die
ihrer vierbeinigen Sportkollegen Retina, Ramona, Romanus, Ratina Z. Alle diese bekannten Springpferde stammen, wie man aus dem
Anfangsbuchstaben ihres Namens schon fast schließen kann, von ein und demselben Hengst: Ramses AA, einen Anglo- Araberhengst,
geboren 1937. Und Ramses geht mütterlicherseits zurück auf den bekannten Radautzer Shagya-Hengst Shagya X. Auch der Schimmel
Milton, international herausragendes Springpferd unter John Whitaker, führt Shagya-Blut. Das gewinnreichste deutsche Militarypferd
des Jahres 1996 führt Shagya-Blut, und so könnte die Liste fast endlos weitergehen. Man sieht, Shagya-Araber sind edle Pferde und
das Zuchtziel der Rittigkeit, das vor fast 200 Jahren festgelegt wurde, ist auf jeden Fall und für viele Sparten der Reiterei
erreicht.
|